In Frieda's Alltag ist immer was los!

Die 94jährige Frieda Eberle lebt seit über einen Jahr im LAK Haus St. Mamertus in Triesen. Sie hat sich Zeit genommen und erzählt aus ihrem Leben.

„Besuche in den Zimmern dürfen dem Gesunden Armen von seite der verwandten u. bekanten nur an Son und Feiertagen und zwar in Winter in der Zeit von Nachmidtags halb Drey Uhr bies halb fünf Uhr und im Sommer von Drey bies Sieben Uhr gestattet werden.“ Dieses Original-Zitat aus den „Statuten der Armenanstalt der Gemeinde Triesen“ vom 24. Oktober 1872 geht mir durch den Kopf, als ich in der Auffahrt zum Haus St. Mamertus stehe. In der Tagesordnung stand dannzumal auch noch, dass die Bewohnenden abends zwischen 20.30 Uhr und 21.00 Uhr zu Bett zu gehen hätten. Nach dem Abbruch des früheren Armenhauses im Jahre 2010 ist das LAK-Haus St. Mamertus errichtet worden. Und hier herrscht glücklicherweise ein anderes Regime. Wenn nicht, dürfte ich nämlich meinen Besuch im Zimmer 209 heute wohl nicht machen.

Ich melde mich im Stationszimmer und werde gleich zum Zimmer geführt. Dort erwartet mich bereits Frieda Eberle, die mich fröhlich begrüsst. Die 94jährige hat sich spontan bereit erklärt, mir einen Einblick in ihr Leben zu gewähren. Sie sitzt bequem in ihrem Lehnstuhl und erzählt sogleich spannende Details aus früheren Zeiten. Sie erzählt von der Zeit um 1940. Das sei eine böse Zeit gewesen. Während des Krieges hätte man nicht das sagen dürfen, was man dachte. Sonst sei man gleich gepackt und eingesperrt worden. Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie im Vorarlberg führte sie die Liebe ins „Ländle“. Hier wohnte sie an der Landstrasse in Triesen in der Nähe der Post. Sie hatte einen grossen Garten mit vielen Bäumen. Da gab es immer etwas zu tun.

Das Armenhaus

Im früheren Armenhaus fand sie eine Stelle als Hilfsschwester und Nachtwache und kümmerte sich um die Bewohnenden. Die Bewohnenden seien wirklich arme Leute gewesen. Das Haus sei von Schwestern geführt worden, erzählt sie. Sie hätten gut zum Haus geschaut und auch stark gespart. So wurde beispielsweise die Verpackung von Teigwaren erneut verwendet, um Konfitürengläser zu verschliessen. Gekocht wurde am Herd mit Holz. Das Holz sei jeweils von zwei alten „Berger Männern“ gespaltet worden, die dann zum Dank auch am Tisch mitessen durften. „Der eine hatte eine so grosse Nase, dass er sie beim Trinken jeweils zur Seite schieben musste“, erinnert sich Frieda Eberle lächelnd.

Leider sei ihr Mann vor 31 Jahren verstorben. Seitdem wohnte sie alleine in ihrem Haus an der Landstrasse. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie dann im letzten Jahr Ende Mai selbst ins Haus St. Mamertus ziehen. „Das zu akzeptieren und das Loslassen von zu Hause, ist schon schwierig und hat weh getan“, erzählt Frieda Eberle. Doch sie sei von ihren Kindern gut unterstützt worden, habe sich gut eingelebt und im St. Mamertus ein neues Zuhause gefunden. „Und meine Angehörigen besuchen mich jeden Tag“, freut sie sich. Die beiden Töchter und der Sohn würden in der Nähe wohnen.

Abwechslungsreicher Alltag

„Bei uns im Haus St. Mamertus ist immer etwas los. Man kann Kontakt mit anderen Bewohnenden haben, aber auch einfach für sich sein, wenn man das möchte“, schildert sie den Alltag im Haus. Das Personal sei sehr geduldig und man erhalte die nötige Aufmerksamkeit“, ergänzt sie. Sie geniesse es, wenn sie nach dem Morgenessen ins Zimmer zurückkomme und schon alles aufgeräumt sei. „Ich bin froh, dass ich hier sein darf und so gut betreut werde“, sagt sie. Das Schönste sei, dass man hier gut versorgt sei und sich keine Sorgen machen müsse, ergänzt sie. Das gebe ein gutes Gefühl.

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Bereits ist es Zeit fürs Mittagessen und Frieda Eberle wird gleich zu Tisch begleitet. Ich bedanke mich herzlich für das interessante Gespräch, verabschiede mich und schliesse leise die Tür.