Wind im Haar

Regelmässig bringen 176 Freiwillige den Bewohnenden in der LAK Lebensfreude, ermöglichen ihnen eine grosse Auswahl an Aktivitäten und bieten eine individuelle persönliche Betreuung. Auch die Freiwilligen profitieren von diesen Begegnungen. Im Rahmen einer Feier dankte die LAK den Freiwilligen für das wertvolle Engagement. Regierungsrat Manuel Frick betonte die wichtige Funktion der Freiwilligen für die Gesellschaft.

Die beiden Damen geniessen den Wind im Haar und freuen sich sichtlich über ihre Ausfahrt. Da und dort begrüssen sie Bekannte. Hin und wieder halten sie zu einem kurzen Schwatz an. Das ist eigentlich nicht selbstverständlich, denn die beiden sind leider nicht mehr gut zu Fuss. Umso mehr geniessen sie die Möglichkeit, Kontakte zu pflegen. Das ermöglicht ihnen Hans Peter Walch. Er ist einer von 176 Freiwilligen, die regelmässig die Häuser der Liechtensteinischen Alters- und Krankenhilfe (LAK) besuchen. Walch engagiert sich im Haus St. Laurentius in Schaan unter anderem als Schachspieler und Begleiter bei Ausflügen. Heute fährt er als Rikschapilot die beiden Frauen mit dem Spezialfahrrad mit Elektro-Motor durchs Dorf. Sie können so die Umgebung, in der sie ihr Leben lang gewohnt haben, neu entdecken. „Gerne bringe ich etwas Abwechslung in den Alltag der Bewohnenden“, sagt Walch. Während der Fahrt ergäben sich immer wieder gute Gespräch, und er könne von der Lebenserfahrung „seiner“ Passagiere profitieren, ergänzt er.

Szenenwechsel: Wie jede Woche besuchte Irmgard Mathis-Oehri „ihren“ Bewohnenden. „Es war ein älterer, äusserst gepflegter und sehr distanzierter Herr im Rollstuhl“, erzählt Mathis. Regelmässig spazierte sie mit ihm zum Weiher um die Enten zu füttern. Anschliessend tranken sie im Cafè einen Tee. Kürzlich kam Irmgard Mathis-Oehri wieder zu ihm. „Er fragte mich, ob er mich umarmen dürfe. Diese Umarmung war sein Abschied und zugleich ein wunderbares und herzliches Dankeschön, das ich nie vergessen werde“, erzählt Irmgard Mathis-Oehri bewegt.

Freiwillige sind willkommen

Menschen wie Hans Peter Walch oder Irmgard Mathis-Oehri stellten im vergangenen Jahr 3’086 Stunden oder rund 129 Tage ihrer Zeit den Bewohnenden der LAK zur Verfügung und förderten damit die Lebensqualität der betreuten Menschen bedeutend. „Freiwillige bringen unseren Bewohnenden Lebensfreude, ermöglichen ihnen eine grosse Auswahl an Aktivitäten und bieten eine individuelle persönliche Betreuung“, weiss Anni Spagolla. Sie leitet Freiwilligenkoordination in der LAK. „Die LAK sucht immer wieder Freiwillige. Aktuell benötigen wir E-Rikscha-Fahrerinnen und -Fahrer in Eschen und Vaduz“, erzählt Spagolla. Natürlich würden diese für ihren Einsatz geschult, ergänzt sie.

Dank am Tag der Freiwilligkeit

„Unsere Freiwilligen sind wichtig“, sagt Kurt Salzgeber, Leitung Pflege und Betreuung der LAK. Sie würden nicht nur den Bewohnenden Abwechslung im Alltag bringen, sondern auch Angehörige entlasten. „Zudem bieten sie unseren Bewohnenden eine Struktur und geben ihnen die Möglichkeit zu sozialen Kontakten“, fährt er fort. Nicht selten entwickelten sich langjährige persönliche Freundschaften.

Im Rahmen einer vom Querflöten-Duett Andrea Beck und Martina Kindle umrahmten Feier bedankte sich die LAK am 20. April, dem internationalen Tag der Anerkennung von Freiwilligen, mit einem feinen Apéro riche bei den Freiwilligen. „Ihr seid etwas Besonderes“, begrüsste Moritz Heidegger, Vizepräsident des Stiftungsrates, die rund 90 Anwesenden. Das Engagement der Freiwilligen sei von unschätzbarem Wert, fuhr er fort und dankte im Namen des Stiftungsrates für die wertvolle Abwechslung, die sie in den Bewohnenden-Alltag bringen. Anni Spagolla übergab ihnen ihre Sozial-Zeitausweise, die den Einsatz im vergangenen Jahr belegen. Regierungsrat Manuel Frick bedankte sich für das freiwillige Engagement und wies auf dessen Wichtigkeit hin. „Freiwillige leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass es den Menschen in unserem Land gut geht“, ist er überzeugt. Gemäss Frick lag in Liechtenstein der Anteil an Personen, die über 65 Jahre alt sind, Ende 2021 bei 19.2 Prozent. Und diese Entwicklung werde sich noch verstärken. Diese unweigerlich steigende Zahl bedeute eine stetig wachsende Zahl an zu betreuenden Bewohnenden und eine grosse Herausforderungen für die LAK. Der Fachkräftemangel vergrössere diese Herausforderung noch. In dieser Situation sei es wichtig, dass es Menschen gebe, die sich selbstlos in den Dienst ihrer hilfsbedürftigen Mitmenschen stellten, ihnen Gutes tun und zugleich das Team der LAK entlasten. Das beachtliche Engagement der Freiwilligen sei gelebte Solidarität, die eine Gemeinschaft in ihren Grundfesten stärke.

Thomas Lorenz, Geschäftsführer der Stiftung Zukunft.li, ging auf die Frage ein, wer künftig die alten Menschen betreuen werde. Die oft zitierten demographischen Veränderungen in der Gesellschaft seien bereits Realität. Diese Veränderungen zusammen mit dem immer grösseren Fachkräftemangel zu bewältigen, sei eine grosse Herausforderung für die Gesellschaft. Für Lorenz ist klar: „Es braucht die Freiwilligen.“

Zum Schluss dankte auch Thomas Riegger, Vorsitzender der Geschäftsleitung, den LAK-Freiwilligen und betonte: „In einer immer stärker Ich-bezogenen Gesellschaft ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die das „Du“ in den Vordergrund stellen.“